Ein QuerWege- Podcast zur interessanten Frage, wofür Weiterbildung im pädagogischen Kontext überhaupt nötig ist.
Im QuerWege- Podcast vom Mai 2021 stellten wir die interessante Frage, wofür Weiterbildung im pädagogischen Kontext überhaupt nötig ist. Immerhin arbeiten in diesem Bereich fast ausschließlich qualifizierte Fachkräfte, mit einer Berufsausbildung oder einem Studium. Wird man in Berufsschulen, Fachschulen, Hochschulen etwa nicht gut vorbereitet auf den Berufsalltag?
Wir denken: doch! Grundlagen für den Beruf der Erzieher*in, der Lehrer*in, der Sonder- oder Heilpädagog*in, der Sozialpädagog*in vermittelt die Ausbildung bzw. das Studium allemal. Mit Berufseinstieg geht es dann aber um die Weiterentwicklung von fachlicher und personaler Kompetenz. Und dazu brauchen wir Pädagog*innen eben kontinuierliche Weiterbildung. Angebote dafür gibt es viele. Eher fehlt es an zeitlichen Ressourcen oder einfach am Geld. Wobei- haben wir da wirklich schon alles versucht? Planen wir die Freistellung für Weiterbildungen unserer Kolleg*innen genau so ein, dass sie wenigstens zu 99% stattfinden kann? Kennen und nutzen wir die Möglichkeiten der Förderung?
Und selbst wenn wir Lust, Bedarf, Zeit und Geld haben (eine wirklich gute Ausgangslage!), dann müssen wir noch gut wählen. Aber wonach? Ein bedeutendes Kriterium ist die kompetenzorientierte Gestaltung von Angeboten. Es geht hier darum, an das Wissen und die Praxiserfahrungen der Teilnehmer*innen anzuknüpfen. Auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die Praxis reflektiert und erweitert. Das unterstützt dabei, im beruflichen Alltag die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken. Übrigens sind Weiterbildungen von Kolleg genau so aufgebaut.
Der berufliche Alltag ist komplex, die Anforderungen steigen immens. Ein Blick auf die aktuelle Situation zeigt uns ein Beispiel: Wir müssen mit Herausforderungen umgehen, auf die wir uns weder vorbereiten konnten, noch Erfahrungen dazu haben. Ein Blick auf die Generationen macht deutlich, dass wir auf unserem heutigen Stand die Situation unserer Kinder und Schüler*innen gar nicht kennen und also gar nicht wissen, was sie für ein erfülltes Leben brauchen. Naja, ganz raus sind wir deshalb natürlich trotzdem nicht. Es gilt, den Kindern genau die Kompetenzen mit auf den Weg zu geben, damit sie sich in der Welt selbstbewusst, eigenaktiv und nachhaltig bewegen können. Sie brauchen Strategien, wie sie lernen und wie sie Fake-News von fundierten Kenntnissen auseinanderhalten können.
Haben wir nicht alle die Vision, dass unsere Kinder und Schüler*innen in einer Gesellschaft leben dürfen, in der wirklich jeder Mensch uneingeschränkt teilhat, wo es nicht alleinig um Leistung, sondern um den Wert des Menschen geht.
Für eine inklusive Gesellschaft braucht es ein inklusiv aufgestelltes Bildungssystem. Das ist ein Ruf an die Politiker*innen. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es ausreichend Erkenntnisse dafür, man muss sie nur anwenden. Für eine zielführende Gestaltung inklusiver Prozesse brauchen Pädagog*innen spezielles Wissen, Kenntnisse, Kooperationsbereitschaft und eine wertschätzende Kommunikation. Kinder werden individuell angesprochen, sie arbeiten autonom, organisieren sich selbst. Dabei benötigen sie ein Gerüst an Orientierung. Die Rolle der Pädagog*innen ändert sich hin zum beraten, moderieren, begleiten. Für jedes Kind. Hier soll nochmal auf das Kolleg mit seinen Angeboten hingewiesen werden. Genau darum geht es doch: die allgemeine Pädagogik inklusiv denken.
Aktuell wimmelt es nur so von digitalen Angeboten. Dabei sind gerade Lehrer*innen eigentlich satt vom Bildschirm. Aber was ist die Alternative? Sich nicht weiterbilden? Auf Zeiten warten, wo man sich wieder treffen kann? Das muss jede*r selbst entscheiden. Für das Kolleg haben wir diese Strategie umgesetzt: Während des ersten Lockdowns im März 2020 haben wir kostenfreie digitale Angebote zu allgemein interessanten Themen erarbeitet, haben Themen-Reader ins Netz gestellt und haben so die/den ein-oder-anderen auffangen können. Wir haben selbst erst lernen müssen, wie das alles funktioniert und welche Vorteile die Sache auch hat. Mittlerweile laufen unsere digitalen Angebote sehr gut. Manche davon werden auch zukünftig in dieser Form angeboten werden. Wir haben aus Rückmeldungen gelernt: Keine Anfahrtszeit, der Ort ist egal, die Zeiten werden eingehalten…Dazu kommt, dass die Generationen, die wir beim Aufwachsen begleiten, ganz selbstverständlich in der digitalen Welt unterwegs sind. Wie wollen wir nah an ihrer Entwicklung sein, wenn wir selbst uns davor versperren? Aber davon ganz abgesehen: Auch wir freuen uns auf das Zusammentreffen von Menschen, auf die Atmosphäre, die dann entsteht und die Motivation, die davon ausgeht.
Autorinnen: Anke Mamat und Elke Lorenz