Erfolgsfaktor Netzwerk

Dieser Thematik widmeten sich Fachfrauen und Kolleg*innen eines sozialen Netzwerkes in Thüringen noch im Dezember 2020 im Rahmen einer Veranstaltungsreihe. Ziel war es, sowohl wissenschaftlichen Input zum Thema Netzwerk als auch Impulse zur Reflexion und Methoden der praktischen Umsetzung zu gewinnen.

Ein spannendes Ziel: Das Netzwerk (Pkt.1) der Auftraggeber*innen arbeitet aktiv und erfolgreich im sozialen Bereich. Zeit für die Akteur*innen zum Hinschauen, Reflektieren und Wissen auffrischen. Welche Faktoren (Pkt. 2) machen ein Netzwerk dauerhaft erfolgreich? Welche davon finden Beachtung in diesem Netzwerk und wo könnte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden? Welche Beziehungsstrukturen (Pkt. 3) benötigt ein Netzwerk und welche Dynamiken (Pkt. 4) zeigen sich genau in diesem gemeinsamen Miteinander? Wie agieren wir selbst innerhalb des Netzwerkes? Heißt Miteinander nicht automatisch wieder Kommunikation? (Pkt.5)?

Danke an die Teilnehmer*innen, sich gemeinsam mit dem Kolleg zu diesen Fragen auseinanderzusetzen und auch digital den Blick auf die eigene Arbeit offen zu halten. 

In diesem Blog lesen Sie zu den ersten beiden Punkten. Die Punkte drei bis fünf werden im nächsten Blog Ende Januar.  

Sie denken ebenfalls über eine Weiterbildung nach und wissen noch nicht genau, was zu Ihnen passt? Analog der digital?  Halbtags oder Ganztags? Im Rahmen Ihres Teams oder individuell? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail mit Ihren Wünschen. Wir melden uns für einen ersten Austausch bzw. einem Angebot bei Ihnen zurück. https://www.kolleg-querwege.de/kontakt/ 

1. Was bedeutet Netzwerk?

Ein Netzwerk bezeichnet „Bündnisse unabhängiger Akteure“, welche sich für ein gemeinsames Ziel oder für die Erarbeitung einer Problemlösung zusammenschließen. Akteur*innen können Individuen, Gruppen, Organisationen oder Institutionen sein. Dabei bietet ein Netzwerk die notwendigen Strukturen, um Beziehungen zwischen den einzelnen Akteur*innen herzustellen, denn ein jede*r Akteur*in bringt unterschiedliche Fähigkeiten, Motivation und Ressourcen mit.

Eine erfolgreiche Vernetzung der Akteur*innen führt zu produktiven Synergieeffekten. So können zum einen Informationen, Erfahrungen und Ideen ausgetauscht werden und zum anderen Ressourcen geteilt werden. Parallelaktivitäten und/oder -investitionen können vermindert oder vermieden werden. Komplexe, für Einzelakteur*innen schwere oder gar nicht zu bewältigende Aufgaben werden realisierbar.

2. Welche Faktoren machen ein Netzwerk dauerhaft erfolgreich?

Netzwerke arbeiten in der Regel erfolgreich, wenn die vorhandenen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden und günstige Bedingungen für die beteiligten Akteur*innen geschaffen werden. Jedes Netzwerk weist spezifische Besonderheiten auf. Welche Bedeutung den einzelnen Faktoren besonders zukommt und wie diese in der konkreten Ausgestaltung notwendig sind, zeigen das Ziel, die Praxis und die individuelle Bedeutung eines Netzwerks.

Es gibt Faktoren, welche eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen – in variierenden Gewichtungen – und welche für die Entwicklung, den Erhalt und den Reflexionsblick eines Netzwerkes von Bedeutung sind. Diese bieten eine wichtige Orientierungshilfe. Auch sogenannte spezifische Faktoren sind zu berücksichtigen, wenn ein Netzwerk erfolgreich agieren soll.

Allgemeine Erfolgsfaktoren

Fünf Teilsysteme können nach Teller und Longmuß (2007) unterschieden werden.

Im (1) „Fachlichen Leistungssystem“ arbeiten die Netzwerkakteur*innen gemeinsam an der Erreichung der Netzwerkziele. Grundlage hierfür bildet das (2) „Sozial- und Organisationsentwicklungssystem“. Fragen der Identitätsbildung, der Motivationsförderung sowie der Etablierung einer gesunden Netzwerkkultur sind zu klären. Das (3) „Strategie- und Entscheidungssystem“ bildet den Handlungsrahmen. Hierunter fallen die Entwicklung eines Leitbildes, das Festlegen interner Regeln und die Netzwerksteuerung. (4) Das „operative Managementsystem“ sorgt für die Steuerung des Gesamtprozesses (z.B. Durchführung einer Evaluation). Schließlich bedarf es (5) eines „Informationssystems“ (Informationsbeschaffung, Wissens-Management, Dokumentation), um eine hohe Transparenz und effektive Kommunikation zwischen den Netzwerkakteur*innen zu gewährleisten. Für jedes Teilsystem werden spezifische Erfolgsfaktoren benannt und wie folgt beschrieben:

1. Fachliches Leistungssystem: z.B. Aufgabenverteilung, Ergebnisdarstellung, Innovation,  Qualität mit Mindeststandards

2. Sozial- und Organisationsentwicklungssystem: z.B. Netzwerk – Identität, Netzwerkkultur,  Engagement für das Netzwerk, Kooperationsfähigkeit, „fähige“ Akteure

3. Strategie und Entscheidungssystem: z.B. Zielvorgaben, Nutzen für Kund*innen, Nutzen nach innen, Entscheidungsfähigkeit, Evaluation

4. Operatives Management System: z.B. Führen und Kümmern, Verbindlichkeit, Marketing, Wandlungsfähigkeit, Rechtssicherheit

5. Informationssystem: z.B. Plattform, Transparenz, Informationsfluss, technische Ausstattung

Spezifische Erfolgsfaktoren

Als spezifische Erfolgsfaktoren sind im Folgenden 10 Begriffe definiert. Es kommt zu partiellen Überschneidungen mit den zuvor vorgestellten allgemeinen Erfolgsfaktoren. Dies unterstreicht die besondere Bedeutung für ein Netzwerk. Die spezifischen Erfolgsfaktoren könnten ebenso im Mittelpunkt der allgemeinen Erfolgsfaktorenplatziert werden.  Als spezifische Erfolgsfaktoren werden benannt:

1. Ressourcen für dauerhaftes Engagement
2. Grundkonsens – auch politisch
3. formale Regeln + Rollenklarheit
4. Aktivität, die nach außen sichtbar ist
5. Langfristige Orientierung
6. moderiertes Vorgehen
7. Integration
8. positive Ausrichtung
9. Arbeitsteilung
10. Kultur der Anerkennung und Erfolgserlebnis

Ausblick

Fragt man allgemein, woraus ein Netzwerk besteht, erntet man in der Regel die Antwort „aus Menschen“. Das ist plausibel, doch verbindet ein Netzwerk mehr als die einzelnen Menschen. Es verbindet wie beschrieben die verschiedensten Akteur*innen (Individuen, Gruppen, Organisationen, Institutionen), immer dann, wenn ein gemeinsamer Handlungsfokus für ein festes Thema als Basis beschreibbar wird.

Doch was bringt die Akteur*innen in Verbindung, wie erfolgt der Austausch in sozialen Systemen miteinander? Hier lohnt sich der Blick in Luhmanns Systemtheorie und die Verknüpfung zu Bedürfnistheorien.  Folgt man diesen, so gibt es immer ein Bedürfnis nach Austausch, Zugehörigkeit und Verbundenheit. Sowohl soziale Systeme als auch jedes Individuum braucht als Grundlage dafür Beziehung.

Schlicht und einfach:

Ohne Beziehung existiert kein Austausch!

– Beziehungsaufbau folgt universellen Grundlagen!

– Gelingende Beziehungen brauchen ein Warum und ein Wie!

Der nächste Blogartikel schließt sich hier an: was heißt Beziehung? Welche Dynamiken lassen sich in Beziehungen verschiedenster Akteur*innen (Netzwerke/Gruppen/Teams) gesetzmäßig erkennen? Was hat das mit mir zu tun?

Viel Freude beim Weiterlesen ab Ende Januar!

Quellen: – Büttner, M.& Voigt,J.:Theoretische Grundlagen für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit. Verfügbar unter: Flick-Stiftung-Netzwerke-end.pdf (stiftung-toleranz.de) Zugriff am 17.01.2021/ – Teller, M. & Longmuß,J. (2007) : Netzwerkmoderation- Netzwerke zum Erfolg führen. Augsburg-Ziel-Verlag / – in Anlehnung an Artikel Strobl,R.& Lobermeier,O. (2009): Die Problemstellung: Rechtsextremismus in der Kommune, erscheinen im Handbuch für Kommunale Auseinandersetzung- Berlin Friedrich- Ebert Stiftung/ Foto: Bild: https://pixabay.com/de/images/search/netzwerk/ Zugriff 17.01.2021

Autorin: Elke Lorenz

Erfolgsfaktor Netzwerk